Wie sichere ich als Selbstständiger eine Berufsunfähigkeit ab?
In keinem Beruf ist es ausgeschlossen, durch Unfall oder Krankheit auszuscheiden und nicht mehr wie gewohnt arbeiten zu können. Um den eigenen Lebensstandard zu halten, ist der Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) jedem Erwerbstätigen anzuraten. Dies gilt für Freiberufler und Selbstständige umso mehr, bei denen das Ausscheiden aus dem Arbeitsleben die komplette Existenz gefährden kann. Die BU ist damit eine wichtige Versicherung für Selbstständige. Wer bereits in jungen Jahren einen Vertrag abschließt, kann eine attraktive monatliche Rente zu niedrigen Beiträgen abschließen.
Brauchen Selbstständige und Freiberufler eine BU?
Die Absicherung einer Berufsunfähigkeit für Freiberufler und andere Selbstständige ergibt aus zwei Gründen Sinn. Zum einen kann nicht auf umfassende Leistungen der gesetzlichen Sozialversicherung oder eines anderen Trägers vertraut werden. Diese werden zwar je nach Berufsstand in Form einer Erwerbs- oder Dienstunfähigkeitsrente gewährt. Die Höhe reicht jedoch kaum aus, um den bisherigen Lebensstandard zu halten und macht die private Vorsorge essenziell.
Bei der Absicherung ist die genaue Ausformulierung des Vertrags sehr wichtig. Schließlich sind nicht alle freien Berufe in ihrem Aufgabenspektrum eindeutig definiert. Zudem werden viele Selbstständige ihr Aufgabenfeld selbst bestimmen. Beim Vergleich der Versicherer ist stärker als bei Angestellten wichtig, penibel auf alle Vertragsklauseln zu achten und so zum besten BU-Schutz zu gelangen.
Gibt es Leistungen aus dem gesetzlichen System?
Viele Selbstständige und Freiberufler sind nicht Teil des gesetzlichen Sozialversicherungssystems. Auch du bist durch deine berufliche Tätigkeit vielleicht nicht verpflichtet, Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung einzuzahlen oder Mitglied einer gesetzlichen Krankenkasse zu werden. Hast du demnach keine Beiträge in das gesetzliche System eingezahlt, wirst du im Falle einer Berufsunfähigkeit keine Leistungen vom Staat erhalten.
Selbst wenn du solche Ansprüche hast und aus dem Berufsleben ausscheidest, reicht die gewährte Erwerbsminderungsrente gegebenenfalls nicht für deinen Lebensunterhalt aus. Sie beträgt lediglich einen Bruchteil deines letzten Einkommens und hängt von deiner prognostizierten Arbeitsfähigkeit ab. Falls du unabhängig von der Art der Tätigkeit täglich mehr als sechs Stunden arbeiten kannst, erhältst du beispielsweise gar keine Rente wegen Erwerbsminderung. Dies ist über eine private Berufsunfähigkeitsversicherung anders abzusichern.
Auf die geeignete Definition von Berufsunfähigkeit achten
Damit der Leistungsfall für eine Berufsunfähigkeitsrente nach deinen Vorstellungen und Bedürfnissen eintritt, muss die Definition des Begriffs im jeweiligen Vertrag stimmen. Eine gängige Definition vieler Versicherer besagt, dass du für einen Zeitraum von wenigstens sechs Monaten in deiner Berufsfähigkeit zu mindestens 50 Prozent eingeschränkt bist. Ist diese Situation gegeben, sollte der Versicherte seine BU-Rente bereits im vollen, vertraglich zugesicherten Umfang erhalten.
Abhängig von deinem Berufsbild muss im Rahmen der BU-Versicherung geklärt werden, was genau an Tätigkeiten nicht mehr oder maximal zu 50 Prozent ausgeübt werden kann. Bei seltenen Berufsbildern von Selbstständigen und Freiberuflern ist es unter Umständen notwendig, die selbstständige Berufsunfähigkeit anhand von konkreten Aufgaben, Handgriffen und Prozessen zu definieren. Hierdurch stellt eine eingetretene Berufsunfähigkeit Selbstständige nicht vor das Problem, lange mit seinem Versicherer diskutieren zu müssen.
In welcher Höhe sollte die Versicherung abgeschlossen werden?
Eine gute Berufsunfähigkeitsversicherung definiert sich vor allem über eine ausreichende Höhe deiner Rente im Leistungsfall. Da Selbstständige und sonstige Berufsgruppen die Höhe der Rente frei wählen und abschließen, sind kluge Überlegungen im Vorfeld nötig. In jedem Fall sollten folgende Aspekte einfließen, damit der gewählte Tarif neben den Beiträgen auch in der Leistungshöhe überzeugt:
- dein aktueller Lebensstandard
- Steigerung der Lebenshaltungskosten
- Absicherung einer Einzelperson oder einer größeren Familie
- deine finanziellen Rücklagen
Angestellten wird bei der Absicherung bereits 80 bis 100 Prozent des letzten Nettoeinkommens angeraten. Für Selbstständige sollte der Schutz durch die Berufsunfähigkeitsversicherung noch höher angesetzt werden, da im Regelfall keine Leistungen des gesetzlichen Systems zu erwarten sind. Natürlich sollen auch die monatlichen Beiträge überschaubar ausfallen, was nicht zu Lasten einer ausreichend hohen BU-Rente gehen sollte. Umso wichtiger ist es, für die Berufsunfähigkeitsversicherung einen Vergleich und eine Beitragsanalyse anzustellen und so eine Versicherung zu finden, die individuell wirklich sinnvoll ist.
Abstrakte Verweisung und weitere Klauseln beachten
Die Berufsunfähigkeitsversicherung ist ein vergleichsweise kompliziertes Produkt, bei dem es für einen starken Schutz eine Reihe von Klauseln zu beachten gilt. So sollte deine abgeschlossene Berufsunfähigkeitsversicherung auf keinen Fall die sogenannte abstrakte Verweisung beinhalten. Durch diese hätte die Versicherung die Möglichkeit, dich statt des Leistungsfalls auf einen anderen Beruf zu verweisen, falls hierfür die eigene Arbeitskraft ausreicht. Selbstständige und Freiberufler sollten in der BU stattdessen die Sicherheit haben, bei einem expliziten Ausfall im aktuellen Berufsumfeld auf die Leistungen der Berufsunfähigkeitsversicherung vertrauen zu können.
Generell sollte der Tarif deiner BU-Versicherung flexibel sein, um ihn in späteren Lebensjahren noch anpassen zu können. Gerade wenn junge Menschen die Versicherung abschließen, ist bei späteren Ereignissen des Lebens wie dem Karriereaufstieg, einer Heirat oder der Geburt eines Kindes oft eine Anpassung notwendig oder ratsam. Hierbei sollte die Berufsunfähigkeitsversicherung auf eine erneute Gesundheitsprüfung verzichten. Bei dieser ist meist schon durch das steigende Alter ein höherer Beitrag an deine Versicherung zu zahlen.
Sinnvolle Ergänzungen mit anderen Versicherungen
So hilfreich die Berufsunfähigkeitsversicherung für Selbstständige als Versicherte ist, stellen andere Versicherungsprodukte eine ebenso sinnvolle Wahl dar. Ein modernes und sinnvolles Produkt ist die Dread-Disease-Versicherung. Mit dieser können Selbstständige oder Angestellte einzelne Erkrankungen und Leiden absichern, ohne dass es direkt zu einer Berufsunfähigkeit kommen muss. Auch die klassische Unfallversicherung ist eine sinnvolle Ergänzung zur Berufsunfähigkeitsversicherung, um in Phasen von Krankheit und Reha mit Ersatzleistungen zur Lebensgestaltung zu rechnen.
Durch kompetente Beratung den richtigen Versicherer finden
Ein unabhängiger Vergleich ist die beste Basis, um das Risiko BU stark abzusichern und durch günstigere Beiträge als Selbstständiger genügend Freiheiten zu genießen. Einen solchen Vergleich kannst du durch unabhängige Versicherungsmakler durchführen lassen. Für einen ersten Überblick zum Thema BU helfen die Stiftung Warentest und ähnliche Institutionen weiter. Wichtig ist, den Vergleich der BU möglichst früh durchzuführen und nichts in deinem freien oder selbstständigen Beruf zu riskieren. Ein früher Tarifabschluss der Berufsunfähigkeitsversicherung ist immer anzuraten.
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