Wie lange kann ich rückwirkend eine Steuererklärung abgeben?

Ausgewählte Steuerpflichtige können ihre Steuererklärung freiwillig beim Finanzamt einreichen. Dann hast du für deine Steuererklärung länger Zeit als Steuerzahler, die ihre Erklärung verpflichtend abgeben müssen. Dieser Artikel informiert dich, unter welchen Voraussetzungen du eine rückwirkende Steuererklärung erstellen kannst und wann sich das für dich lohnt. Damit du davon profitierst, musst du die letztmögliche Abgabefrist beachten. Dadurch hast du genügend Zeit, deine Belege zu ordnen und deine Unterlagen online zusammenzustellen.

Wer darf nachträglich eine Steuererklärung vorlegen?

Steuerpflichtige, die nicht zwingend eine Einkommensteuererklärung abgeben müssen, können unaufgefordert ihre Unterlagen beim Finanzamt einreichen. Das heißt, das Finanzamt erwartet keine Steuerabrechnung. Der Gesetzgeber gewährt eine Frist, die Steuererklärung auch Jahre später abliefern zu dürfen. Das betrifft Selbstständige, deren Einkünfte unter dem Grundfreibetrag von 9.000 Euro pro Person liegen, der das Existenzminimum sichern soll. Dies können Einzelunternehmer also Freiberufler oder Gewerbetreibende sein, die zum Beispiel als Kleinunternehmer oder nebenberuflich selbstständig sind.

Das gleiche bezieht sich auf Rentner, Vermieter und Studenten. Hast du deine Steuererklärung nicht im Folgejahr abgegeben und trifft die genannte Voraussetzung auf dich zu, hast du mehr Zeit, um deine Steuerdokumente zu erarbeiten.

Arbeitnehmer können oft freiwillig rückwirkend eine Steuererklärung abgeben, da sie bereits Lohnsteuer an ihren Arbeitgeber abgeführt haben. Sie sind nur zu einer Erklärung verpflichtet, wenn sie im Steuerjahr mehrere Arbeitgeber und einen Freibetrag auf der Lohnsteuerkarte eingetragen hatten. Außerdem, wenn sie im letzten Jahr Lohnersatzleistungen wie Arbeitslosengeld oder Elterngeld bezogen haben sowie als Ehepaar gemeinsam veranlagt waren und keine Kombination mit der Steuerklasse 3 gewählt haben. Falls du als Arbeitnehmer im selbstständigen Nebenerwerb mehr als 410 Euro unversteuerte Einkünfte erzielt hast, bist du ebenso verpflichtet, fristgerecht eine Erklärung einzureichen.

Welche Termine gelten für die rückwirkende Abgabe?

Noch vier Jahre nach Ende des Steuerjahres können Selbstständige betriebliche Ausgaben steuerlich geltend machen. Bis zum Ende des Jahres 2022 kannst du beispielsweise deine Steuererklärung für das Jahr 2018 abgeben. Dazu musst du einen Antrag auf freiwillige nachträgliche Steuerveranlagung stellen. Für Steuerzahler mit einem Verlustvortrag verjährt die Einreichungsfrist der Steuererklärung erst nach sieben Jahren. Der steuerliche Verlust eines Jahres kann sieben Jahre lang aufgespart und bis dahin von zu zahlenden Steuern abgezogen werden. Das vermindert für Selbstständige, bei denen aufgrund einer schwierigen Geschäftslage die Ausgaben längere Zeit die Einnahmen überstiegen, künftige Steuerzahlungen. Auch für Studenten kann die Frist relevant sein. Dies ergibt sich daraus, dass die Studienkosten für ein Zweitstudium oder eine Zweitausbildung von Studierenden und Auszubildenden als Werbungskosten abgesetzt werden können.

Gibt es Ausnahmen von dieser Frist?

Wer als Unternehmer seine Finanzen im Griff haben möchte, sollte den Steuern stets gebührende Aufmerksamkeit widmen. Fordert dich das Finanzamt schriftlich auf, eine ESt-Erklärung einzureichen, bist du verpflichtet, dieser Aufforderung bis zur genannten Bearbeitungsfrist nachzukommen. Anderenfalls darf nach Ablauf von vier oder sieben Jahren kein Formular für die Steuern mehr eingereicht werden. Dann hilft auch kein Antrag und keine Bitte um Fristverlängerung. Ebenso nutzt es nichts, im Nachhinein einen Steuerberater mit deinen Steuerangelegenheiten zu betrauen, wenn diese Fälligkeitsdaten überschritten wurden.

Lohnt es sich, die Steuererklärung rückwirkend einzureichen?

Hast du keine freiwillige Steuererklärung abgegeben, entgeht dir möglicherweise viel Geld. Du profitierst in mehrfacher Hinsicht von der rückwirkenden Abgabe der Steuererklärung. Du hast keinen Stress, deine Unterlagen dem Finanzamt pünktlich online zu übermitteln. Wer eine nicht geforderte Steuererklärung ausfüllt, erwartet in der Regel, dass ihm das Finanzamt Geld zurückerstattet. Sollte dies tatsächlich nicht der Fall sein, kannst du mit einem Schreiben Einspruch gegen deinen Steuerbescheid einlegen. Erfolgt das innerhalb von vier Wochen, gelten die Steuerformulare als nicht vorgelegt und du brauchst keinen Betrag nachzuzahlen.

Wer die Steuererstattung bis zur maximalen Frist von vier Jahren hinauszögert, bekommt die Nachzahlung mit hohen Zinsen vom zuständigen Finanzamt zurück. Die Finanzbehörden überweisen derzeit sechs Prozent Zins pro Jahr, das rentiert sich auf jeden Fall. Zu beachten ist, dass die gezahlten Zinsen steuerpflichtig sind und die Zinsberechnung erst 15 Monate nach dem Jahresende des Steuerjahres erfolgt. Dennoch wirken sich die Zinseinnahmen liquiditätsfördernd für das Unternehmen aus. Ebenso positiv kann die Geltendmachung von früheren Verlusten sein, wenn der Selbstständige beispielsweise erstmals nach sechs Jahren einen spürbaren Gewinn erwirtschaftet.

Was ist außerdem zu beachten?

Freiberufler und Gewerbetreibende dürfen lediglich eine Erklärung zu ihren Steuern abgeben. Die meisten Unternehmer sind ohnehin dazu verpflichtet und können dies nicht zusätzlich nachträglich noch einmal tun. Eine Korrektur der Vordrucke ist im Nachhinein jederzeit durch Änderung der eingereichten Zahlen oder Widerspruch zum Steuerbescheid möglich. Stichtag für die verspätete freiwillige Abgabe ist der 31. Dezember, der vier Jahre nach dem Steuerjahr folgt. Du musst die Erklärungen nicht für alle Jahre chronologisch nachholen, du kannst dir auch einzelne Steuerjahre herausgreifen.

Fazit

Selbstständige, die nur ein geringes Einkommen erwirtschaften, sind nicht verpflichtet, bis zum 31. Juli des Folgejahres eine Einkommensteuererklärung abzugeben. Bleibst du unter dem gesetzlich festgelegten steuerlichen Freibetrag für das Existenzminimum, entfällt deine Pflicht zur Abgabe der Steuererklärung. Du kannst dies freiwillig erledigen und dir dafür insgesamt vier Jahre Zeit lassen. Das betrifft ebenso Arbeitnehmer, die nebenberufliche Einkünfte von über 410 Euro im Jahr realisieren. Für Steuerpflichtige, die eine Rückzahlung vom Finanzamt erwarten, zahlt es sich aus, später von allein eine Einkommensteuererklärung zu übermitteln, weil Steuernachzahlungen rückwirkend gut verzinst werden. Wurde die nachträgliche Frist jedoch versäumt, kann niemand mehr eine Steuererklärung nachreichen.

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