Freiwillige gesetzliche Krankenversicherung für Selbstständige – lohnt sie sich?

Selbstständige und Freiberufler müssen wie Arbeitnehmer zwingend über eine Krankenversicherung verfügen. Oft kannst du bei selbstständiger Tätigkeit wählen, ob du eine private Absicherung wünschst oder lieber freiwillig über eine Krankenkasse abgesichert sein willst. Beide Varianten haben ihre Vorteile, beispielsweise durch starke Leistungen oder günstige monatliche Beiträge. Überlege deshalb in Ruhe, ob die private oder gesetzliche Versicherung für dich sinnvoll ist.

Wann gilt die Versicherungspflicht bei einer Krankenkasse?

Arbeitnehmer sind in Deutschland grundsätzlich gesetzlich versichert, solange ihr Jahresbruttoeinkommen nicht über der jährlich neu festgelegten Versicherungspflichtgrenze liegt. Der Großteil der Bundesbürger kann also nicht frei wählen und ist zwingend Mitglied bei einer Krankenkasse.

Für Beamte, Selbstständige und Freiberufler ist dies anders. Sie können als freiwillige Versicherte entweder in der gesetzlichen Krankenversicherung unterkommen oder sich privat über den Volltarif eines Versicherers absichern. Ausnahmen bilden verschiedene selbstständige und freiberufliche Tätigkeiten, die explizit vom Gesetzgeber benannt werden. Für diese erlischt die freie Wahlmöglichkeit, solange die Jahreseinnahmen nicht die Versicherungspflichtgrenze übersteigen. Zu den wichtigsten Berufen dieser Art gehören:

  • Künstler und Journalisten
  • Hebammen
  • Physiotherapeuten und ähnliche Heilberufe
  • qualifizierte Pflegekräfte
  • selbstständige Handwerksmeister
  • Coaches und Privatdozenten

Bei Künstlern, Journalisten und Publizisten übernimmt die Künstlersozialkasse (KSK) den Arbeitgeberanteil der gesetzlichen Krankenversicherung. Ansonsten müssen Selbstständige im Regelfall komplett für ihre Absicherung aufkommen. Ob dies freiwillig im gesetzlichen System lohnt oder durch einen Volltarif der PKV ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis besteht, solltest du individuell kalkulieren.

Freiwillig gesetzlich versichert – was spricht dafür?

Wenn du als Arbeitnehmer bislang bei einer Krankenkasse warst, ändert sich am gewohnten Leistungsspektrum nichts. Du zahlst deine Beiträge wie gewohnt ein, musst aber eventuell den Arbeitgeberanteil mitübernehmen. Durch die Kopplung der Beiträge an dein Einkommen hast du zu jedem Zeitpunkt im Blick, welche Kosten dich für die Absicherung im gesetzlichen System erwarten. Falls du zu Beginn deiner Selbstständigkeit nur ein geringes Einkommen erzielst, musst du entsprechend weniger für die Absicherung deiner Gesundheit zahlen. Bei hohen Einnahmen wird deine Beitragshöhe durch die gesetzliche Beitragsbemessungsgrenze nach oben limitiert.

Einer der wichtigsten Vorteile des gesetzlichen Systems ist die Familienversicherung. So kannst du deinen Ehepartner und deine Kinder ohne gesonderten Beitrag in deinen Versicherungsschutz einschließen, sofern diese nicht über zu hohe monatliche Einkommen verfügen. Für einen Freiberufler oder Einzelunternehmer als Familienoberhaupt ist die freiwillige GKV deshalb fast immer zu empfehlen.

Was spricht für und gegen einen Volltarif bei einer privaten Krankenversicherung?

Eine Versicherung privat abzuschließen und sich gegen die freiwillige Mitgliedschaft zu entscheiden, lohnt vor allem wegen des Leistungsaspekts. Bei Wechsel in einen Volltarif wählst du frei, wie du krankenversichert sein willst und welche Leistungen du von der PKV erwartest. Du bist also nicht auf den Leistungskatalog der GKV beschränkt, sondern schließt Zusatzleistungen ganz nach deinen Vorstellungen ab.

Für junge und gesunde Freiberufler oder Beamte ist es auch finanziell lohnenswert, privat versichert zu sein. Während du in der GKV den allgemeinen Beitragssatz auf dein Einkommen anrechnen musst, wird der Beitrag in der PKV individuell festgelegt. Dies bedeutet, dass es zu einer schleichenden Beitragserhöhung kommt, da mit steigendem Lebensalter die Absicherung deiner Gesundheit für die Versicherung finanziell riskanter wird.

Im Idealfall entsteht für dich also ein besserer Versicherungsschutz zu einem günstigeren Beitrag, als wenn du den gesetzlichen Beitragssatz zahlen müsstest. Die Nachteile sind klar: Eine Familienversicherung gibt es im Unterschied zur GKV nicht, oft wirst du für jedes Familienmitglied einen eigenständigen Vertrag mit eigenem Beitrag abschließen müssen. Den steigenden Beitrag zahlst du fortwährend auch als Rentner, der Rückwechsel in die gesetzliche Krankenversicherung ist außerdem extrem schwierig.

Wann gilt der ermäßigte Beitragssatz für Freiwillige und Zwangsversicherte?

Bist du freiwillig versichert, hast du unter Umständen keinen Anspruch auf Krankengeld wie ein Arbeitnehmer. Die Krankenkassen geben dir die Wahlmöglichkeit, einen Zusatzbeitrag für den Bezug von Krankengeld zu zahlen oder komplett hierauf zu verzichten. Wenn du ohne diese Leistung krankenversichert sein willst, fällt ein ermäßigter Beitragssatz im gesetzlichen System an. Bei einer Pflichtversicherung wird der Anteil für Krankengeld automatisch in deinen Beitragssatz eingerechnet. Das SGB-V benennt den konkreten, prozentualen Anteil, den Freiwillige und verpflichtend Versicherte zahlen.

Unter bestimmten Voraussetzungen musst du ebenfalls nur den ermäßigten Beitragssatz entrichten. Hierbei ist deine wirtschaftliche Leistungsfähigkeit ein wichtiger Maßstab. Weitere Details und Sonderfälle gibt das SGB-V an.

Den Basistarif der PKV verstehen

Grundsätzlich kannst du zu Beginn deiner freien Tätigkeit oder als Beamter mit der freiwilligen Krankenversicherung beginnen und mit der Zeit durch die fehlende Pflichtversicherung in die PKV wechseln. Die Rückkehr ist schwierig, Anträgen wird höchstens in Einzelfällen stattgegeben. Als Alternative zur privaten Krankenversicherung ist ein Wechsel in den sogenannten Basistarif möglich. Dieser orientiert sich in seinen Leistungen stärker an der GKV und wird vor allem für Rentner oder Privatversicherte mit geringem Einkommen empfohlen. Sofern deine Selbstständigkeit endet oder du aus anderen Gründen arbeitslos wirst, musst du übrigens nicht zwingend in den Basistarif wechseln. Stattdessen ist wieder die gesetzliche Versicherungspflicht für dich gegeben.

Ergänzende Überlegungen zur Pflegeversicherung

Alle genannten Überlegungen zur freiwilligen Krankenversicherung kannst du genauso auf die Pflegeversicherung beziehen. Du kannst freiwillig deine Beiträge ins gesetzliche System einzahlen oder auf privater Ebene vorsorgen, damit Pflegebedürftigkeit im höheren Lebensalter nicht zum Problem wird. Unabhängig von deiner Entscheidung ist es sinnvoll, in der Pflege zusätzlich privat vorzusorgen.

Durch eine unabhängige Beratung zur besten Krankenversicherung

Ob sich eine freiwillige Versicherung bei einer Krankenkasse für dich lohnt, hängt von vielen Faktoren ab. Lass dich deshalb am besten von einem Gründungscoach oder einem anderen Consultant beraten, unter welchen Umständen die freiwillige Krankenversicherung lohnt. Ergänzend helfen dir erfahrene Dienstleister dabei, deinen generellen Versicherungsschutz zu optimieren und auf deine Selbstständigkeit oder die Arbeit als Freiberufler abzustimmen. Bei privaten Versicherern und der gesetzlichen Krankenkasse lohnt übrigens gleichermaßen ein unabhängiger Vergleich vor dem Vertragsabschluss.

Starte mit Holvi in die Selbstständigkeit

Holvi ist mehr als ein Geschäftskonto – es ist das Zuhause deiner Finanzen. Schreibe Rechnungen und bereite die Buchhaltung vor – alles in einem Konto. So sparst du dir viel Papierkram und kannst dich auf das konzentrieren, was dir wichtig ist!

Die Vorteile des Holvi Geschäftskontos:

  • Behalte deine Finanzen im Blick
  • Business Mastercard® inklusive
  • Scanne & speichere deine Belege
  • Schreibe Rechnungen online

Geschäftskonto online eröffnen

Holvi gibt es für diese Unternehmensformen:
Freiberufler*innen, Einzelunternehmen und Gewerbe (jeweils ohne Eintrag ins Handelsregister, keine GbRs);
GmbHs und UGs (auch in Gründung).

Alle hier genannten Informationen sind nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt. Wir weisen jedoch daraufhin, dass wir keine Haftung für die Richtigkeit, Aktualität und Vollständigkeit der gemachten Angaben übernehmen können. Insbesondere ersetzt dieser Inhalt keine rechtliche oder steuerliche Beratung im Einzelfall. Für eine Beratung in rechtlichen oder steuerlichen Angelegenheiten wende dich bitte an einen Anwalt oder Steuerberater deines Vertrauens.